Auf Deutschlands Straßen bahnt sich eine Revolution an: In absehbarer Zukunft sollen Autos ganz alleine von der Technik gesteuert werden, ohne dass der Mensch dabei noch einen einzigen Finger rühren muss. Autonomes Fahren wird die Mobilität der Zukunft sein. Bereits heute sind Fahrzeuge, die von selber die Spur halten können, keine Seltenheit auf Deutschlands Straßen. Und schon so manch einer kann von den Erlebnissen einer eigenen Probefahrt berichten.
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Hier erklärt Ihnen unsere Expertin Eva Fraedrich alles, was Sie über die Autos der Zukunft wissen müssen: Welche Entwicklungsstufen wird es beim autonomen Fahren geben? Es wird sicher nicht der Fall sein, dass von heute auf morgen alle Fahrzeuge ganz ohne Fahrer unterwegs sind.
Doch was denken die Autofahrer in Deutschland darüber? Welche Vorteile erhoffen Sie sich von der neuen Technologie? Und welche Risiken können die Autos der Zukunft mit sich bringen?
Gegenwärtig bereiten Politiker autonomen Fahrzeugen den rechtlichen Weg: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt legte der Regierung Anfang September 2016 einen Gesetzesentwurf vor. Nach diesem sollen Autos in Deutschland selbstständig fahren können, ohne dass der Fahrer dabei noch die Hände am Steuer halten muss. Seit Ende September tagt außerdem eine Ethikkommission, welche einerseits offene Fragen der Unfallhaftung klären soll und andererseits Standards setzt, nach denen Fahrzeuge der Zukunft in Gefahrensituationen Entscheidungen treffen.
Doch diese schnelle Entwicklung soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es einige Bedenken gegen selbstfahrende Fahrzeuge gibt. Gerade der tödliche Unfall eines Tesla-Fahrers Ende Juni 2016 in den USA erweckte bei vielen Leuten den Eindruck, dass autonomes Fahren noch zu unausgereift und gefährlich sei. In diesem Fall verwendete der Fahrer des Fahrzeuges nämlich einen Autopiloten, der einen querfahrenden Lkw für ein Verkehrsschild hielt. Für völlig autonom fahrende Autos müssen in der Tat noch manche technischen Probleme gelöst werden.
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Hier können Sie nachlesen, welche Vorteile das autonome Fahren bieten kann.
Inwiefern es beim autonomen Fahren zu einem Konflikt mit dem Datenschutz kommen kann, können Sie hier nachlesen.
Doch wie wird autonomes Fahren genau aussehen? Und sind die Menschen in Deutschland an der neuen Technologie überhaupt interessiert oder sehen Sie diese eher skeptisch? Die Autos der Zukunft stehen im Mittelpunkt dieses Ratgebers.
Inhaltsverzeichnis
Um mehr über autonomes Fahren und die Meinung möglicher Nutzer dazu zu erfahren, führte autokauf.org ein Interview mit Eva Fraedrich. Sie forscht am Institut für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin zu möglichen Anwendungsfällen und der Nutzerakzeptanz des autonomen Fahrens.
Was ist autonomes Fahren?
Frau Fraedrich, Sie haben sich intensiv mit dem autonomen Fahren auseinandergesetzt und kennen sich bestens aus mit diesem Thema. Viele Leute fragen sich zurzeit: Was bedeutet „autonomes Fahren“ genau?
„Mit ‚autonomem Fahren‘ ist im Grunde die vollständige Automatisierung des Fahrzeugs gemeint. Hierbei ist das Fahrzeug in der Lage, Navigation sowie die Längs- und Querführung selbstständig zu übernehmen, ohne dass der Fahrer oder die Fahrerin dazu gebraucht wird. Das Fahrzeug kann alleine fahren und Sie können sich in der Zwischenzeit anderen Tätigkeiten widmen.“
In welchen Stufen wird sich autonomes Fahren entwickeln?
Das ist ja schon das Idealbild eines komplett automatisch fahrenden Autos. Wird es vielleicht unterschiedliche Zwischenformen von Autos geben, die mehr oder weniger autonom fahren können?
„Wahrscheinlich ist es ein eher evolutionärer Entwicklungspfad. Dieser beschreibt, dass Autos, die heute schon mit allerhand Assistenzsystemen ausgestattet sind, mit der Zeit immer fähiger sind, die Fahraufgabe alleine zu bewältigen. Und irgendwann ist der Fahrer oder die Fahrerin überhaupt nicht mehr nötig.
Das gibt es ja heute schon, dass ein Fahrzeug bestimmte Teilaufgaben des Fahrens alleine erledigen kann: Es kann lenken, es kann selbstständig die Spur wechseln, es kann beschleunigen, bremsen und so weiter. Industrie und Hersteller geben an, dass wir so um 2019, 2020 mit hochautomatisierten Fahrzeugen rechnen können.
Das heißt: Wir werden Fahrzeuge kaufen können, die in der Lage sind, z.B. auf der Autobahn auf bestimmten Abschnitten komplett alleine zu fahren. Aber Sie müssen trotzdem immer noch bereit sein, dass Steuer auch wieder übernehmen zu können.“
Die Automatisierung von Fahrzeugen hat folgende Stufen (nach: Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI): „Strategie automatisiertes und vernetztes Fahren“, 2016):
Fahrassistenzsysteme | Beschränken sich entweder auf die Längs- oder die Querführung von einem Fahrzeug. Dies können beispielsweise Abstands- und Fahrspurhalter sein oder auch ein Parkassistenzsystem. Die Fahrt muss dabei laufend von einem Fahrer überwacht werden, da es nur zum Teil autonom fahren kann. |
Teilautomatisiertes Fahren | Das Fahrzeug übernimmt alle Funktionen in bestimmten Situationen, beispielsweise im Stau. Der Fahrer muss die Fahrt dabei jedoch dauerhaft überwachen. |
Hochautomatisiertes Fahren | In bestimmten Situationen übernimmt das Fahrzeug alle Funktionen, es ist dabei jedoch nicht mehr nötig, ständig vom Fahrer überwacht zu werden. Er muss jedoch jederzeit dazu bereit sein, das Steuer wieder zu übernehmen, wenn das Auto ihn dazu auffordert. Ein Beispiel dafür ist der Autobahnpilot. |
Vollautomatisiertes Fahren | Das Fahrzeug kann in bestimmten Verkehrssituationen alle Fahrfunktionen automatisch durchführen, ohne dass ein Fahrer bei Bedarf eingreifen muss. Er kann dennoch jederzeit die Steuerung übernehmen, wenn er möchte. |
Autonomes Fahren | Diese Autos kommen ganz ohne Fahrer aus: Als Roboter-Autos können sie sich in allen Verkehrssituationen von alleine bewegen, ohne dass sie noch einen Fahrer benötigen. Es ist möglich, dass Sie auch gar keine Steuereinrichtungen mehr besitzen. |
Automatisierte Fahrzeuge in unterschiedlichen Verkehrsräumen
Warum soll autonomes Fahren auf Autobahnen einfacher funktionieren als woanders?
„Die Autobahn ist im Vergleich zu anderen Szenerien weniger komplex. Dort fahren alle Fahrzeuge in die gleiche Richtung und es gibt zum Beispiel auch keine anderen Verkehrsteilnehmer, wie Fahrradfahrer oder Fußgänger. Ein solches Umfeld ist für ein maschinelles System leichter zu bewältigen, weshalb wir autonomes Fahren wohl erst einmal auf bestimmten Straßen wie Autobahnen oder anderen Schnellfahrstraßen sehen werden.“
Warum ist autonomes Fahren in der Stadt schwieriger als beispielsweise auf der Autobahn?
„In einem städtischen Verkehrssystem sind ja nicht nur andere Kraftfahrzeuge unterwegs, sondern auch Fahrradfahrer, Fußgänger oder Schienenfahrzeuge. Autonome Fahrzeuge können in kontrollierten Umgebungen schon ziemlich viel, aber sie sind derzeit technisch noch nicht in der Lage, die komplexen Situationen im öffentlichen Verkehrssystem jederzeit sicher zu bewältigen.“
Trifft der Computer hier eine falsche Entscheidung, wird entweder der Passant angefahren oder das Fahrzeug bleibt unnötig lange stehen. Für vollkommen autonomes Fahren im Stadtverkehr müssen also noch manche Herausforderungen bewältigt werden (M. Gebhardt: „Ich weiß, was du vorhast“, Die Zeit, 19.11.2015).
Wenn selbstfahrende Autos in so einem Mischverkehr mit anderen Verkehrsteilnehmern zusammen unterwegs sind: Kann ein automatisiertes Fahrzeug verstehen, wenn ein von Menschen gesteuertes Auto plötzlich eine Vollbremsung macht?
„Auf jeden Fall! In der Regel ja auch schneller als der Mensch das kann – man sagt übrigens, dass etwa 90 Prozent aller Unfälle von Menschenhand verursacht werden. Das hat zum Beispiel damit zu tun, dass automatisierte Fahrzeuge eine viel geringere Reaktionszeit haben als Menschen. Wenn ein Mensch eine Vollbremsung macht, dann braucht er eine bestimmte Zeit, das kognitiv zu verarbeiten, die ein Computer nicht benötigt. In der Zeit hat das computergesteuerte Fahrzeug schon auf die Bremse getreten.“
Autos ohne Fahrer
Vorhin sprachen Sie von der Hochautomatisierung, bei der immer noch ein Fahrer in Bereitschaft sein muss. Ist es möglich, dass Autofahrer eines Tages gar nicht mehr nötig sein werden?
„Nach der Definition des BMVI ist ein autonomes Fahrzeug eines, dass die Fahraufgaben komplett alleine erledigt. Mit solchen Fahrzeugen können wir wahrscheinlich ab Mitte der 2020er Jahre rechnen. Derzeit gibt es aber tatsächlich noch viele ungelöste Fragen. Das sind auf der einen Seite technische Fragen, aber auch rechtliche oder ethische Fragen und Fragen der Nutzerakzeptanz.“
Ist es dann auch möglich, dass autonome Autos fahren können, ohne Menschen an Bord zu haben? Beispielsweise, um einen weiter entfernten Parkplatz aufzusuchen?
„Das wäre ein Anwendungsbeispiel für ein autonomes Fahrzeug, ja, ein sogenannter Parkpilot: Sie fahren Ihr Fahrzeug ganz normal bis zu Ihnen nach Hause, steigen aus und das Fahrzeug fährt im Anschluss daran selbstständig zu einem Parkplatz.
Ein Vorteil ist dabei der Komfort für den Nutzer, er kann z.B. einfach vor der Haustür halten, mit seinen schweren Einkäufen aussteigen und direkt ins Haus gehen. Er muss dann nicht erst 20 Minuten lang einen Parkplatz suchen, der vielleicht noch zehn Minuten Fußweg entfernt ist. Auf der anderen Seite kann so aber auch der Parksuchverkehr minimiert werden, wenn das Fahrzeug weiß, wo es freie Parkplätze zur Verfügung gestellt bekommt.“
Car Sharing mit automatisierten Fahrzeugen
Es ist möglich, dass das autonome Auto der Zukunft vor allem auch beim Car Sharing eingesetzt wird. Werden dann vielleicht weniger Menschen ein eigenes Auto kaufen?
„Das ist im Moment ein viel diskutiertes Thema, dass wir mit autonomen Robo-Taxis den Pkw-Besitz reduzieren können. Fahrzeuge, die auf Knopfdruck verfügbar sind und Sie von der Tür abholen und zur Tür des Ziels bringen, könnten die Menschen dazu bewegen, zu sagen: Ok, dann brauche ich ja eigentlich gar kein eigenes Auto mehr. Derzeit ist das aber alles noch Spekulation. Beim Car Sharing zeichnet sich ja jetzt auch noch nicht ab, dass Pkw-Besitzraten dadurch dramatisch reduziert werden.“
Untersuchung der Nutzerakzeptanz in Deutschland
Sie haben eine Studie durchgeführt zur Nutzerakzeptanz des autonomen Fahrens: Interessieren sich die Leute überhaupt für ein autonomes Auto oder hätten Sie lieber ein traditionelles Auto, das Sie von Hand steuern müssen?
„Wir haben mehrere empirische Befragungen zum Thema ‚autonomes Fahren‘ durchgeführt. Was sich auf jeden Fall zeigt, ist, dass die Leute nicht so sehr am Thema ‚Fahrspaß‘ zu hängen scheinen, wie es immer ins Feld geführt wird: „Die Deutschen als Nation der Autofahrer können sich einfach nicht von ihrem Lenkrad trennen“ – das scheint nicht das bestimmende Thema zu sein.
Wenn man Leute heute befragt bezüglich ihrer Einstellung zum autonomen Fahren, ist es ihnen grundsätzlich wichtig, dass es eine zuverlässige Technologie ist, auf die sie sich verlassen können. Dass sie sich also wirklich vertrauensvoll in so ein Fahrzeug reinsetzen können.
Auf der anderen Seite scheint das private Auto eine ganz spezifische Bedeutung zu haben – als privater Raum etwa. Das kennt man ja, wenn man ein eigenes Auto besitzt: Es ist eben nicht nur ein funktionales Verkehrsmittel, was einen flexibel und schnell von A nach B bringen kann, sondern manchmal fast wie eine Art verlängertes Wohnzimmer. Da kann man alle seine Sachen reinpacken und die sind dann auch immer drin. Und das ist mein privater Raum, den muss ich mit niemandem teilen. Das scheinen in jedem Fall die stärker bestimmenden Themen zu sein.“
Das widerlegt ja das Klischee, dass es den autoverliebten Deutschen ums Fahren an sich geht und darum, selber am Steuer zu sitzen.
„Klar gibt es auch diese Nutzer. Aber ich würde behaupten, das sind nicht die meisten. Die meisten Deutschen sind mit ihrem Auto ja auch nicht in einer schönen landschaftlichen Szenerie unterwegs, wie man das in der Werbung immer sieht. Sie schleichen viel eher morgens den immer gleichen Weg durch den Stau der Berliner Stadtautobahn in Richtung Arbeit. Da steht der Fahrspaß nicht wirklich im Vordergrund.“
Was finden deutsche Autofahrer am autonomen Fahren attraktiv?
Und was finden die Leute besonders toll an der Vorstellung, mit einem autonomen Auto zur Arbeit zu fahren?
„Man muss dazu sagen, dass die Leute im Moment noch nicht so wahnsinnig viel Tolles daran finden. Man kann zum jetzigen Zeitpunkt noch überhaupt nicht verlässlich abschätzen, wie sich das mit der Nutzerakzeptanz konkret verhalten wird. Dies hat aber auch viel damit zu tun, dass die meisten sich das autonome Fahren eben noch gar nicht richtig vorstellen können. Unsere Einstellungen basieren grundsätzlich auf dem, was wir heute kennen. Und da ist ein Fahrzeug, was von alleine fährt, im Moment noch ziemlich weit weg.
Wenn die Menschen Vorteile dieser Technologie wahrnehmen, dann geht es aber auch um das Thema Zeitverwendung. Also, dass sie sich zum Beispiel nicht mehr auf den Straßenverkehr konzentrieren müssen, sondern dass sie in der Zwischenzeit völlig anderen Tätigkeiten nachgehen können: Arbeiten, Lesen, Schlafen, aus dem Fenster gucken, was auch immer.“
Welchen Tätigkeiten der Fahrer während einer automatisierten Fahrt nachgehen darf, ist noch nicht abschließend geklärt. Der Gesetzgeber stellt damit die Weichen für eine evolutionäre Entwicklung, indem zunächst nur hochautomatisiertes Fahren – und noch kein vollautomatisiertes – zugelassen wird.
Gibt es zwischen verschiedenen Nutzergruppen Unterschiede, was die Meinung über autonomes Fahren angeht?
„Wenn wir unsere Ergebnisse nach demographischen Aspekten differenzieren – zum Beispiel Alter, Geschlecht, Einkommen, Bildungshintergrund – dann zeigen sich hier tatsächlich kaum Unterschiede hinsichtlich der Haltung zum autonomen Fahren. Was man eher sehen kann, ist zum Beispiel, dass diejenigen, die heute schon besonders viel und lange fahren, auch am ehesten Vorteile des autonomen Fahrens für sich wahrnehmen.
Insgesamt scheint es den meisten derzeit noch schwer zu fallen, zu sehen, wie automatisiertes Fahren in seinen unterschiedlichen Formen Vorteile mit sich bringt. Wo das jedoch nicht der Fall ist, ist bei den Parkpilot-Systemen. Da erkennen viele schon: So ein Fahrzeug wäre schon ganz praktisch und würde mir an manchen Stellen womöglich das Leben erleichtern.“
Vorbehalte gegenüber der neuen Technologie
So viel zu den Vorteilen, welche die Leute sehen. Aber was sind die Bedenken beim autonomen Fahren?
„Auf der einen Seite betrifft das die Sicherheit und Zuverlässigkeit von solchen Systemen. Da können sich die meisten einfach noch nicht vorstellen, dass das tatsächlich auch verlässlich funktioniert. Und die Menschen denken auch darüber nach: Wenn ich mit einem Fahrzeug unterwegs bin, das die Fahraufgabe in manchen Situationen selbst übernehmen kann: Verlerne ich vielleicht dann auch selber ein bisschen das Fahren? Bin ich dann nicht mehr so geübt und geschult im Umgang mit kritischen Situationen im Verkehrsgeschehen?
Aber, was vielleicht noch interessanter ist: Autonomes Fahren wurde von unseren Befragten mit einer gesellschaftlichen Entwicklung in Verbindung gebracht, die mit sehr viel Skepsis und Kritik gesehen wird und die man mit der „beschleunigten Leistungsgesellschaft“ umschreiben könnte. Es geht um eine Angst: Wenn man im Auto etwas Anderes tun könnte als zu fahren, dann könne damit vermehrt eine gesellschaftliche Verpflichtung einhergehen, diese Zeit auch produktiv zu nutzen.
Man denkt ja immer, dass die Leute gerne freiwillig auf das Autofahren verzichten würden, wenn sie das nicht mehr machen müssten. Aber das stimmt so nicht unbedingt: Für viele Leute ist Autofahren gar nicht so stressig, sondern häufig auch richtig entspannend. Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass die Fahrtzeit zum Beispiel als Übergangszeit zwischen Arbeit und Zuhause ganz wichtig ist.
Dabei kommt man quasi von der einen Aktivität runter und bereitet sich auf die andere Aktivität vor. Die Menschen denken: Wenn man diese Zeit auch noch produktiv nutzen müsste, dann ist das mit einem Zwang verbunden, zu jeder Zeit verfügbar zu sein, immer online zu sein und immer produktiv sein zu müssen.“
Es wird also weniger Trennung zwischen Arbeit und Freizeit geben?
„Genau, das sehen die Leute durchaus differenzierter. Das haben viele in unseren Befragungen mit einem technologiefixierten Fortschrittsdenken in Verbindung gebracht. Autonomes Fahren vor diesem Hintergrund macht das Leben der Einzelnen nicht unbedingt besser, sondern führt womöglich dazu, dass man noch viel mehr rund um die Uhr im Einsatz sein muss.“
Datenschutz beim autonomen Fahren
Wir hören ja immer wieder von Datenschutzskandalen in den Medien. Und es ist ja möglich, dass beim autonomen Fahren eine ganze Menge Informationen gesammelt werden, wo man sich zu welchem Zeitpunkt entlangbewegt hat. Sehen die Leute das auch kritisch?
„Das ist auf jeden Fall ein Punkt, der auch Erwähnung findet, aber vielleicht noch nicht so vordergründig oder präsent ist. Dazu muss man auch sehen, dass man ja heute schon, wenn man ein Smartphone benutzt, unglaublich viele Daten preisgibt. Und derzeit scheint das ja auch kein großer Aufreger zu sein.
Auch wenn Sie heute ein neues Mittelklassefahrzeug kaufen, was mit allen möglichen Assistenz und anderen Informationssystemen ausgestattet ist, kommuniziert das auch schon sehr viele Daten an den Hersteller. Das ist den meisten wahrscheinlich überhaupt nicht richtig bewusst. Aber grundsätzlich ist das ein Thema, das von Experten und wissenschaftlicher Seite derzeit viel diskutiert wird.“
Sollten eines Tages nur noch vollautomatisierte und autonome Fahrzeuge auf unseren Straßen unterwegs sein, können diese alle miteinander kommunizieren und ihr Verhalten aufeinander abstimmen. Dieses „vernetzte Fahren“ reduziert das Unfallrisiko noch weiter (M. Balser: „Wenn Computer Autofahrer ablösen“, Süddeutsche Zeitung, 24.1.2016). Falls es jemals so weit kommt, wird dies jedoch erst nach einer längeren Zeit des Mischverkehrs der Fall sein.
Machen sich manche Leute vielleicht auch Sorgen, dass die Autofinanzierung immer teurer wird, wenn man aufwändige Computer mitkaufen muss.
„Es gibt Stimmen in unseren Befragungen, die genau das wiedergeben: Mehr Hightech im Fahrzeug bedeutet auch teurere Fahrzeuge. Das sind aber tendenziell auch jene, die denken, dass das immer noch ein Fahrzeug ist, das man persönlich besitzt.
Andere wiederum haben durchaus verstanden, dass in geteilten Fahrzeugen eine Möglichkeit liegt, die individuelle Mobilität mittel- und langfristig günstiger zu machen.“
Ausblick
Zum Abschluss würde mich noch interessieren, was Ihre eigene Meinung ist zum autonomen Fahren: Würden Sie ein hochautomatisiertes Auto kaufen wollen, wenn es denn ein attraktives Angebot auf dem Markt gäbe?
„Also ich persönlich würde mir wohl eher kein hochautomatisiertes Fahrzeug kaufen – wobei ich auch keine ausgewiesene Auto- oder Technikexpertin bin; ich selbst fahre derzeit ein sechzehn Jahre altes Fahrzeug ohne große technische Annehmlichkeiten. In der Hochautomatisierung sehe ich erstmal keinen expliziten Nutzen für mich. Ich finde aber schon, dass im vollautomatisierten und autonomen Fahren Potenzial liegt, den Verkehr sicherer, effizienter und komfortabler zu gestalten.
Derzeit sind aber noch viele Fragen offen, vor allem auch was eine sinnvolle Integration in das bestehende Verkehrssystem betrifft. Was passiert, wenn Autos künftig ganz alleine fahren? Wie würde sich autonomes Fahren in kommunale Stadt- und Verkehrsplanung einpassen?
Welches sind die Ziele kommunaler Verkehrsplanung und kann autonomes Fahren dabei einen wertvollen Beitrag leisten? Wollen wir überhaupt, dass die Zukunft des Verkehrssystems weiterhin auf Automobilen als dominantem Verkehrsmittel basiert? Das sind allesamt Fragen, bei denen noch viel Forschungsbedarf besteht.“
Frau Fraedrich, ich bedanke mich für dieses spannende Gespräch!
Diese Tabelle fasst Vor- und Nachteile zusammen, welche Menschen in Deutschland beim autonomen Fahren sehen (auf Basis des Interviews und nach: E. Fraedrich, B. Lenz: Autonomes Fahren – Mobilität und Auto in der Welt von morgen, in: Technologiefolgenabschätzung – Theorie und Praxis, 23(1), 2014):
Pro autonomes Fahren | Contra autonomes Fahren |
---|---|
Durch autonomes Fahren wird eine höhere Sicherheit im Straßenverkehr erwartet. | Bedenken darüber, dass die Technologie noch zu unausgereift ist, um Unfällen vorzubeugen. |
Übernimmt das Fahrzeug selbstständig die Steuerung, wird das Fahren bequemer und entspannter. | Wenn die Steuerung an die Technik abgegeben wird, befürchten künftige Fahrer ein unangenehmes Gefühl des Kontrollverlusts beziehungsweise fehlenden Fahrspaß. |
Die Fahrt im Auto lässt sich für andere Freizeittätigkeiten nutzen. | Wenn die Fahrzeit für die Arbeit genutzt wird, besteht die Gefahr, dass es weniger Trennung zwischen Beruf und Freizeit gibt. |
Der Verkehr kann durch autonome Fahrzeuge schneller und mit weniger Treibstoffverbrauch fließen. | Es gibt Datenschutzbedenken, weil die Fahrzeuge eine Vielzahl an Informationen über das Mobilitätsverhalten der Nutzer sammeln. |
Personen, welche bisher aufgrund körperlicher oder geistiger Einschränkungen nicht Auto fahren konnten, werden dadurch mobiler. | Wenn sich in autonomen Autos mehr aufwändige Technik befindet, könnten diese Fahrzeuge teurer werden, wenn man sie privat anschafft. |
Wenn durch autonomes Fahren Car Sharing-Angebote attraktiver werden, könnte dies die Gesamtzahl aller Autos reduzieren. | Durch den höheren Komfort könnten andererseits aber auch mehr Menschen als bisher daran interessiert sein, sich ein eigenes Auto zu besorgen. |
Weiterführende Literatur zum Thema
- E. Fraedrich, B. Lenz: Autonomes Fahren – Mobilität und Auto in der Welt von morgen. In: Technologiefolgenabschätzung – Theorie und Praxis, 23(1), 2014
- E. Fraedrich, B. Lenz: Gesellschaftliche und individuelle Akzeptanz des autonomen Fahrens. In: M. Maurer, J. C. Gerdes, B. Lenz, H. Winner (Hrsg.): Autonomes Fahren. Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte. Springer Vieweg, Berlin/Heidelberg, 2015
- E. Fraedrich, B. Lenz: Vom (Mit)Fahren: Autonomes Fahren und Autonutzung. In: M. Maurer, J. C. Gerdes, B. Lenz, H. Winner (Hrsg.): Autonomes Fahren. Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte. Springer Vieweg, Berlin/Heidelberg, 2015
- B. Lenz, E. Fraedrich: Neue Mobilitätskonzepte und autonomes Fahren: Potenziale der Veränderung. In: M. Maurer, J. C. Gerdes, B. Lenz, H. Winner (Hrsg.): Autonomes Fahren. Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte. Springer Vieweg, Berlin/Heidelberg, 2015
- T. M. Gasser, E. A. Schmidt (Hrsg.): Bericht zum Forschungsbedarf. Runder Tisch Automatisiertes Fahren. AG Forschung, 2015
Hallo,
meine Name ist Toni ,ich haben eine Frage ., kann ich ein auto kaufen,ohne schufa .
Ich war 6 Jahren Inso, das ist seid Dezember 2016 habe auch ein schreiben vom Gericht. Jetzt ist es 1 Jahr vorbei habe ich eine möglichkeit ein Kredit zu bekommen ohne Schufa.
MFG
Toni
Hallo Toni,
nach Erteilung der Restschuldbefreiung werden die betreffenden Informationen noch drei volle Kalenderjahre bei der SCHUFA gespeichert. Das kann weiterhin zu Problemen führen, wenn Sie einen Kredit aufnehmen möchten. Für einen Autokauf ohne Vorlage einer positiven SCHUFA-Auskunft kommen die im Text genannten Möglichkeiten in Betracht.
Ihr Team von autokauf.org