Im Urlaub flexibel unterwegs sein, ohne auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein: Mit einem Mietwagen ist dies am Urlaubsort möglich – sei es nun für Tagesausflüge oder für eine individuelle Rundreise.
Doch das Fahren im Ausland kann so einige Tücken mit sich bringen: andere Verkehrsregeln, unbekannte Strecken, ungewohnte Verhaltensweisen der anderen Verkehrsteilnehmer. Ein Unfall kann unter diesen Umständen schnell passieren.
Verursachen Sie im Ausland mit einem Mietwagen einen Unfall, haben Sie zwar eine Kfz-Haftpflichtversicherung über den Vermieter. Allerdings ist die Mindestdeckungssumme in vielen Ländern geringer als in Deutschland. Das kann in einigen Fällen dazu führen, dass Sie bei hohen Schäden selbst etwas zahlen müssen. Mit der Mallorca-Police erhöht sich die Deckungssumme mindestens auf den deutschen Standard.
Je nach Versicherung kann der Gültigkeitsraum variieren. Es können nur EU-Staaten oder alle Staaten auf europäischem Boden – geographisch gesehen – inbegriffen sein. Bei manchen Kfz-Versicherungen sind auch außereuropäische beliebte Urlaubsorte, wie etwa Tunesien, in den Versicherungsschutz eingeschlossen.
Häufig ist der Mallorca-Tarif bereits in Ihrer Kfz-Haftpflicht inbegriffen. Sie zahlen dann nichts extra. Bei manchen Versicherungen müssen Sie diese Option jedoch kostenpflichtig dazubuchen. In diesem Fall müssen Sie in der Regel mit einigen Euro pro Jahr rechnen. Schließen Sie die Mallorca-Deckung zusätzlich zur Privathaftpflichtversicherung ab, entstehen in der Regel auch Kosten von etwa 15 bis 20 Euro.
Die sogenannte Mallorca-Police für Kfz, die auch als Mallorca-Deckung bekannt ist, ist eine Absicherung, falls Sie mit einem Mietwagen im europäischen Ausland einen Unfall verursachen. Wir erklären, wo und wann diese Versicherung greift und warum sie so wichtig sein kann.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Mallorca-Police?
Was ist die Mallorca-Police? Offiziell heißt diese „Versicherung für den Gebrauch fremder, versicherungspflichtiger Fahrzeuge“. Hierbei handelt es sich um eine Versicherung, die greift, wenn Sie mit einem Mietwagen im europäischen Ausland einen Unfall verursacht haben. Doch warum benötigen Sie eine solche Versicherung eigentlich überhaupt?
Grundsätzlich gilt, dass Sie, wenn Sie einen Wagen mieten, zusätzlich auch eine Kfz-Haftpflichtversicherung für den Mietzeitraum abschließen. Die Kfz-Haftpflicht springt ein, wenn Sie selber einen Unfall verursachen. Sie übernimmt die Kosten für den Schaden, die Sie dabei einer anderen Person verursacht haben.
In Deutschland gibt es in diesem Zusammenhang gesetzlich festgelegte Mindestdeckungssummen. Das bedeutet, dass die Versicherung mindestens bis zu diesem Betrag Zahlungen leisten muss. In Deutschland sind dies die Mindestsummen:
- Für Personenschäden: 7,5 Millionen Euro
- Für Sachschäden: 1,22 Millionen Euro
- Für reine Vermögensschäden: 50.000 Euro
Viele Versicherungen bieten jedoch höherer Deckungssummen an und schützen die Versicherten in einem noch umfangreicheren Rahmen.
In Bezug auf die Mallorca-Police ist folgender Sachverhalt wichtig: In vielen Ländern sind die Deckungssummen jedoch um einiges geringer, in anderen wiederum höher als in Deutschland, wie die folgende Übersicht zeigt:
| Deckungssumme für Personenschäden in Euro | Deckungssumme für Sachschäden in Euro | |
|---|---|---|
| Albanien | 449.600 | 89.920 |
| Bulgarien | etwa 5,3 Millionen | etwa 1 Million |
| Bosnien und Herzegovina | etwa 1 Million | 204.517 |
| Dänemark | etwa 18,25 Millionen | etwa 3,6 Millionen |
| Deutschland | 7,5 Millionen | 1,22 Millionen |
| Estland | 5,6 Millionen | 1,2 Millionen |
| Finnland | unbegrenzt | 5 Millionen |
| Italien | 6,45 Millionen | 1,3 Millionen |
| Moldau | 500.000 | 100.000 |
| Polen | 5,21 Millionen | 1,05 Millionen |
| Slowenien | 5,24 Millionen | 1,05 Millionen |
Verursachen Sie in einem Land mit einer niedrigen Deckungssumme einen Unfall und übersteigt der tatsächliche Schaden diesen Betrag, dann müssen Sie den Rest aus der eigenen Tasche bezahlen. Vor allem nach schweren Personenschäden können je nach Einzelfall äußerst hohe Zahlungen auf Sie zukommen.
Die Mallorca-Police schützt Sie in einem solchen Fall. Durch diese erhöht sich die Deckungssumme mindestens auf den in Deutschland gesetzlich vorgeschriebenen Betrag oder – je nach Angaben im Vertrag – auf eine höhere Summe.
Beispiel: Wann ist die Mallorca-Deckung wichtig?
Ein Beispiel zur Kfz-Versicherung mit Mallorca-Police: Nehmen wir an, dass Sie in Polen mit einem Mietwagen einen schweren Unfall verursacht haben. Aufgrund eines Fahrfehlers haben Sie einen Reisebus von der Fahrbahn abgedrängt und viele Insassen wurden schwer verletzt. Es summiert sich danach ein Schadensbetrag in Höhe von 5,5 Millionen Euro – unter anderem für Schmerzensgeld, Behandlungskosten der Opfer und Verdienstausfallentschädigungen.
Die Kfz-Haftpflicht der polnischen Kfz-Haftpflichtversicherung des Mietwagens trägt jedoch nur 5,21 Millionen. Die restlichen 290.000 Euro müssten Sie selbst zahlen. Haben Sie jedoch eine Mallorca-Police zusätzlich zur Kfz-Versicherung, erhöht sich die Deckungssumme auf mindestens 7, Millionen Euro. In diesem Fall müssen Sie nichts aus eigener Tasche zahlen.
Gut zu wissen: Verursachen Sie in Deutschland mit Ihrem versicherten Fahrzeug einen Unfall, dann sorgt dies in der Regel dafür, dass Sie bezüglich Ihrer Schadenfreiheitsklasse zurückgestuft werden. Das sorgt wiederum für einen höheren Versicherungsbeitrag. Greift jedoch bei einem Unfall mit einem Mietwagen die Mallorca-Police der Versicherung, dann müssen Sie im Regelfall nicht mit einer Rückstufung rechnen. Sie bleiben also in der gleichen Schadenfreiheitsklasse.
Wo ist die Mallorca-Deckung gültig?
Was bedeutet der Name Mallorca-Police? Die Bezeichnung geht darauf zurück, dass viele Deutsche gerne auf Mallorca Urlaub machen, aber nicht darauf, dass die Police nur für Mallorca gilt.
Bereits in der Vergangenheit nutzten viele deutsche Urlauber auf der Baleareninsel einen Mietwagen, doch die Deckungssummen waren bis vor einigen Jahren in Spanien noch viel geringer als heute. Deshalb empfohlen früher viele Versicherungen einen zusätzlichen Versicherungsschutz – und daher kommt der Name.
Für die Gültigkeit der Mallorca-Police ist von Bedeutung, in welchem Land Sie einen Mietwagen nutzen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Die Mallorca-Klausel gilt nur in den EU-Staaten.
- Die Mallorca-Police greift in Europa – das schließt auch Nicht-EU-Staaten mit ein, die sich geographisch gesehen auf europäischem Boden befinden.
- Manche Policen gelten auch zusätzlich in anderen beliebten Urlaubsländern, wie beispielsweise Tunesien oder Marokko.
Genauere Informationen zur Gültigkeit erfahren Sie bei Ihrem Versicherer oder in den Versicherungsunterlagen.
Gut zu wissen: Die Mallorca-Police gilt nicht weltweit. Interessieren Sie sich für einen Schutz, der auch außerhalb der EU bzw. Europas greift, dann benötigen Sie eine sogenannte Traveller-Police.
Wie und wo können Sie eine Mallorca-Police abschließen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wenn Sie den zusätzlichen Schutz benötigen. Haben Sie bereits eine Kfz-Haftpflichtversicherung, gilt Folgendes: Häufig ist die Mallorca-Deckung in Ihrer Haftpflicht fürs Kfz inbegriffen. Sind Sie nicht sicher, ob dies bei Ihnen der Fall ist, sollten Sie einen Blick in die Versicherungsunterlagen werfen oder direkt bei Ihrem Versicherer nachfragen.
Ist die Mallorca-Klausel nicht Teil Ihrer Kfz-Haftpflicht, besteht bei den meisten Versicherern die Möglichkeit, die Option hinzuzubuchen. In der Regel sind die Kosten dafür überschaubar und betragen nur einige Euros extra. Genauere Informationen erhalten Sie bei Ihrem Versicherer.
Haben Sie keine Kfz-Haftpflichtversicherung, besteht die Möglichkeit, dass Ihr Versicherer die Mallorca-Deckung in der Privathaftplicht anbietet. Sie können diese dann auf Nachfrage für einen kleinen Aufpreis hinzufügen. Dies ist empfehlenswert, wenn Sie planen, in der Zukunft häufiger einen Mietwagen im Ausland zu nutzen.
Des Weiteren können Sie die Mallorca-Police für Mietwagen auch über einen Automobilclub abschließen. Das kann eine passende Option sein, wenn Sie selbst über kein eigenes Auto und damit auch über keine Kfz-Haftpflicht verfügen, aber trotzdem im Urlaub mit einem Mietwagen unterwegs sein wollen.
Wann ist die Mallorca-Police sinnvoll?
Bevor Sie eine Mallorca-Deckung für gemietete Kfz im Ausland abschließen, sollten Sie zunächst einmal in das Kleingedruckte Ihrer Kfz-Haftpflichtversicherung schauen. Wie wir bereits erwähnt haben, ist diese bei vielen Versicherungen bereits als zusätzliche Leistung inbegriffen.
Sollte dies bei Ihnen nicht der Fall sein, ist es ratsam, eine Mallorca-Police zuzubuchen, wenn Sie planen, häufiger einen Mietwagen im europäischen Ausland zu nutzen. So sind Sie umfangreicht abgesichert, falls es zu einem Unfall kommen sollte.
Quellen und weiterführende Links
- Kfz-Versicherung; Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
- Minimum amounts of insurance coverage; Council of Bureaux (Stand 05/23)
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